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Pressemitteilung am 6 April 2025
Präsidium einer deutschen Universität in der Kritik: Mitarbeiterinitiative fordert dringende Überprüfung der Kooperationen mit israelischen Forschungs- und Lehreinrichtungen
Eine Initiative von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) kritisiert dessen Präsidium für seine mangelnde Bereitschaft, sich ernsthaft mit einer transparenten und aussagekräftigen Bewertung der ethischen Zulässigkeit von Forschungskooperationen zu befassen, die ein hohes Risiko von Menschenrechtsverletzungen bergen. „Nach monatelangen Versuchen, das Präsidium zu einem konstruktiven und offenen Dialog zu bewegen, sehen wir uns gezwungen, das Thema öffentlich anzusprechen“, sagt Dr. Maximilian Tschol, Sprecher der Initiative für ethische akademische Beziehungen am KIT (IEAT).
Die 2024 gegründete IEAT (https://ethicalties-kit.org/) setzt sich dafür ein, dass die Kooperationen des KIT mit externen Partnern stets im Einklang mit den Grundsätzen der Gerechtigkeit und des Völkerrechts stehen. Vor diesem Hintergrund fordert sie eine ethische und rechtliche Überprüfung der Kooperationen mit israelischen Forschungs- und Lehreinrichtungen, da viele von ihnen bekanntermaßen enge Verbindungen zum israelischen Militär haben. Angesichts der von den Vereinten Nationen und unabhängigen Men-schenrechtsorganisationen dokumentierten Menschenrechts- und Völkerrechtsverletzungen durch das israelische Militär hält die Initiative eine dringende Prüfung für erforderlich, ob diese Kooperationen noch den ethischen Richtlinien des KIT entsprechen und fortgesetzt werden dürfen.
Bedauerlicherweise wurden bisher alle Dialogangebote der IEAT vom Präsidium des KIT strikt ignoriert. Daher ist der kürzlich erfolgte Abschluss neuer Kooperationsvereinbarungen mit den Universitäten Tel Aviv und Haifa durch den Präsidenten des KIT am 3. März dieses Jahres besonders besorgniserregend (https://www.kit.edu/kit/english/pi_2025_014_helmholtz-and-kit-strengthen-ties-with-arab-and-israeli-partners.php). „Für eine deutsche Universität, die sich den Menschenrechten und den Werten des Völker-rechts verpflichtet fühlt, sollte es selbstverständlich sein, solche Kooperationsvereinbarungen sorgfältig zu prüfen und eine kritische Diskussion innerhalb der eigenen Institution zu fördern“, betont Dr. Simpson, Gründungsmitglied der IEAT.
Die mangelnde Bereitschaft des Präsidiums, sich mit dem von der IEAT aufgezeigten Problem auseinanderzusetzen, zeigt sich auch in der Art und Weise, wie es versucht hat, die Initiative durch eine Reihe unzutreffender Anschuldigungen zu diskreditieren und in dem Verbot einer Veranstaltung auf dem Gelände des KIT, welche die Verbindungen zwischen deutscher Wissenschaft auf einer Seite und Militär und Rüstungsindustrie Israels auf der anderen Seite thematisieren sollte. Die IEAT sieht in solchen Maßnahmen einen Widerspruch zu dem in den ethischen Leitlinien des KIT verankerten Grundsatz eines „partnerschaftlichen, ehrlichen und vertrauensvollen Umgangs“. „Es drängt sich der Eindruck auf, dass der Versuch, die IEAT von vornherein zu diskreditieren und den Dialog mit ihr zu verweigern, auch darauf abzielte, die Realisierung neuer, höchst fragwürdiger Kooperationsvereinbarungen vor möglicher Kritik zu schützen, um sie nicht zu gefährden“, so der Sprecher der Initiative.
Die IEAT, deren KIT-interner offener Brief vom Oktober 2024 von 148 KIT-Mitarbeitern unterzeichnet wurde, wird sich trotz der Schwierigkeiten weiterhin entschlossen für die Beendigung der Zusammenarbeit mit Forschungs- und Lehreinrichtungen einsetzen, die an Menschenrechts- und Völkerrechtsverletzungen beteiligt sind.