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Pressemitteilung am 15 Juli 2025
KIT: Konflikt um Kooperationen mit Israel schwelt weiter - Initiative von KIT-Angehörigen beharrt auf Überprüfung
Das Vorgehen des israelischen Militärs im Gaza-Krieg und die Verhältnisse in den von Israel besetzten palästinensischen Gebieten werden in der deutschen Öffentlichkeit zunehmend scharf kritisiert. Auch die neue Bundesregierung, die sich mit Kritik an Israel lange zurückgehalten hatte, spricht neuerdings von einer Verletzung des humanitären Völkerrechts.[1]
Eine Initiative von Mitarbeitenden des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) lenkt seit dem Herbst 2024 den Blick auf Kooperationen zwischen dem KIT einerseits und Universitäten und Forschungsein-richtungen in Israel andererseits. Letztere arbeiten häufig sehr eng mit dem Militär zusammen und sind dann nach den Recherchen der Gruppe sowohl direkt als auch indirekt an Völkerrechtsverletzungen des israelischen Militärs beteiligt. Die „Initiative für ethische akademische Beziehungen am KIT (IEAT)" fordert vom Präsidium des KIT, bestehende Kooperationen darauf hin zu überprüfen, ob sie noch mit den ethischen Leitlinien vereinbar sind, die sich das KIT auferlegt hat.
Bereits im vergangenen Jahr haben eine Reihe von europäischen Universitäten begonnen, ihre Bezie-hungen zu israelischen Universitäten und Forschungseinrichtungen auf den Prüfstand zu stellen und teilweise auszusetzen.[2], [3], [4], [5], [6], [7] Obwohl dies auch in Deutschland an mehreren Universitäten von Studieren-den, Mitarbeitenden oder externen Gruppen vielfach gefordert wurde, haben diese darauf bisher nicht reagiert. Mit starker Ablehnung durch die Leitung des KIT war auch die "Initiative für ethische akademische Beziehungen am KIT" ("IEAT") konfrontiert. "Da Kritik an Israel in Deutschland zurecht ein sehr sensibles Thema ist, war durchaus damit zu rechnen, dass unser Anliegen nicht sofort auf offene Ohren stößt", sagt Dr. Max Tschol, Mitgründer der Initiative. "Die rigorose Ablehnung, die uns von Sei-ten des Präsidiums entgegengeschlagen ist, hat uns aber doch überrascht.“ So habe das Präsidium der IEAT schon in einer ersten Reaktion negative Aussagen und Haltungen unterstellt, die einer sachlichen Grundlage entbehrten. "Zudem ist es uns verwehrt worden, eine Informations- und Diskussionsveran-staltung in den Räumen des KIT durchzuführen", ergänzt Tschol.
Dennoch möchte die Initiative nicht aufgeben und lädt nun für den 22. Juli um 19.00 Uhr zu einer öf-fentlichen Veranstaltung im Zieglersaal des Restaurant Akropolis in die Karlsruher Baumeisterstraße 18 ein. Neben einem Vertreter der Initiative werden die Anwältin Rana Issazadeh, der jüdische Ökonom Dr. Shir Hever und der emeritierte Theologe Prof. Ulrich Duchrow über die Situation in Israel und Paläs-tina und über die Verantwortung westlicher Universitäten sprechen.
Die Dringlichkeit, sich hierzulande mit dieser Problematik zu befassen, sieht die IEAT durch die wach-sende internationale Einigkeit, dass Israel einen Genozid in Gaza begeht, bestätigt.[8], [9] In ihrem jüngsten Bericht mit dem Titel "Von der Wirtschaft der Besatzung zur Wirtschaft des Völkermords",[10] kritisiert die UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese die Weltgemeinschaft für ihre zögerliche Hal-tung. Staatliche und nichtstaatliche Akteure fordert sie darin dringend auf, dem Vorgehen Israel ent-schieden entgegenzutreten, unter anderem durch ein sofortiges Waffenembargo, umfangreiche Sank-tionen und die Suspendierung von Handelsabkommen und Investitionen.
Pressemitteilung am 6 April 2025
Präsidium einer deutschen Universität in der Kritik: Mitarbeiterinitiative fordert dringende Überprüfung der Kooperationen mit israelischen Forschungs- und Lehreinrichtungen
Eine Initiative von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) kritisiert dessen Präsidium für seine mangelnde Bereitschaft, sich ernsthaft mit einer transparenten und aussagekräftigen Bewertung der ethischen Zulässigkeit von Forschungskooperationen zu befassen, die ein hohes Risiko von Menschenrechtsverletzungen bergen. „Nach monatelangen Versuchen, das Präsidium zu einem konstruktiven und offenen Dialog zu bewegen, sehen wir uns gezwungen, das Thema öffentlich anzusprechen“, sagt Dr. Maximilian Tschol, Sprecher der Initiative für ethische akademische Beziehungen am KIT (IEAT).
Die 2024 gegründete IEAT (https://ethicalties-kit.org/) setzt sich dafür ein, dass die Kooperationen des KIT mit externen Partnern stets im Einklang mit den Grundsätzen der Gerechtigkeit und des Völkerrechts stehen. Vor diesem Hintergrund fordert sie eine ethische und rechtliche Überprüfung der Kooperationen mit israelischen Forschungs- und Lehreinrichtungen, da viele von ihnen bekanntermaßen enge Verbindungen zum israelischen Militär haben. Angesichts der von den Vereinten Nationen und unabhängigen Men-schenrechtsorganisationen dokumentierten Menschenrechts- und Völkerrechtsverletzungen durch das israelische Militär hält die Initiative eine dringende Prüfung für erforderlich, ob diese Kooperationen noch den ethischen Richtlinien des KIT entsprechen und fortgesetzt werden dürfen.
Bedauerlicherweise wurden bisher alle Dialogangebote der IEAT vom Präsidium des KIT strikt ignoriert. Daher ist der kürzlich erfolgte Abschluss neuer Kooperationsvereinbarungen mit den Universitäten Tel Aviv und Haifa durch den Präsidenten des KIT am 3. März dieses Jahres besonders besorgniserregend (https://www.kit.edu/kit/english/pi_2025_014_helmholtz-and-kit-strengthen-ties-with-arab-and-israeli-partners.php). „Für eine deutsche Universität, die sich den Menschenrechten und den Werten des Völker-rechts verpflichtet fühlt, sollte es selbstverständlich sein, solche Kooperationsvereinbarungen sorgfältig zu prüfen und eine kritische Diskussion innerhalb der eigenen Institution zu fördern“, betont Dr. Simpson, Gründungsmitglied der IEAT.
Die mangelnde Bereitschaft des Präsidiums, sich mit dem von der IEAT aufgezeigten Problem auseinanderzusetzen, zeigt sich auch in der Art und Weise, wie es versucht hat, die Initiative durch eine Reihe unzutreffender Anschuldigungen zu diskreditieren und in dem Verbot einer Veranstaltung auf dem Gelände des KIT, welche die Verbindungen zwischen deutscher Wissenschaft auf einer Seite und Militär und Rüstungsindustrie Israels auf der anderen Seite thematisieren sollte. Die IEAT sieht in solchen Maßnahmen einen Widerspruch zu dem in den ethischen Leitlinien des KIT verankerten Grundsatz eines „partnerschaftlichen, ehrlichen und vertrauensvollen Umgangs“. „Es drängt sich der Eindruck auf, dass der Versuch, die IEAT von vornherein zu diskreditieren und den Dialog mit ihr zu verweigern, auch darauf abzielte, die Realisierung neuer, höchst fragwürdiger Kooperationsvereinbarungen vor möglicher Kritik zu schützen, um sie nicht zu gefährden“, so der Sprecher der Initiative.
Die IEAT, deren KIT-interner offener Brief vom Oktober 2024 von 148 KIT-Mitarbeitern unterzeichnet wurde, wird sich trotz der Schwierigkeiten weiterhin entschlossen für die Beendigung der Zusammenarbeit mit Forschungs- und Lehreinrichtungen einsetzen, die an Menschenrechts- und Völkerrechtsverletzungen beteiligt sind.